Montag, 7. Februar 2011

Die Subjektivität der Wahrnehmung

Die Subjektivität der Wahrnehmung

Ich gestehe – ich bin heute sowas von lasch und müde, ich mache also mal Pause, wenn ihr erlaubt. Vielleicht bringt aber ihr noch soviel Kraft auf, um diesen wirklich interessanten Artikel durchzulesen. Da kann man nur gewinnen .. ;)
Originalquelle des Artikels: http://www.psychophysik.com/html/re043-maren-franz.html .

Von Dr. M. Franz
Von der buddhistischen Wahrnehmungstheorie bis zur modernen Hirnforschung
„Wenn es nur eine einzige Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen“ (Picasso)
Als Menschen können wir nie die Realität an sich, sondern nur unsere subjektive Wahrnehmung der Realität kennen, jeder Mensch konstruiert seine eigene Wirklichkeit (1). Diese Sicht bleibt der Alltagserfahrung häufig verborgen, da die Prozesse unbewusst ablaufen und wir die Welt auf ähnliche Weise interpretieren.

Die Subjektivität jeder Wahrnehmung ist eines der zentralen Postulate der sogenannten konstruktivistischen Psychotherapieformen, wie z.B. dem NLP, der modernen Hypnose nach Milton Erickson oder der Kurzzeittherapie-Gruppe vom Mental Research Institute um Paul Watzlawick. Diese moderne Sichtweise findet sich – in sehr ausdifferenzierter Form - schon hunderte von Jahren früher im Buddhismus und sie wird durch Erkenntnisse der modernen Hirnforschung unter- stützt. Im folgenden wird in chronologischer Reihenfolge zunächst kurz auf die Sichtweise im Buddhismus eingegangen, danach auf die psychotherapeutische Sichtweise und abschließend auf die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung.

“Die Dinge bestehen aus Geist.”
Im Buddhismus wird zwischen gewöhnlichem Bewusstsein und erleuchteter Weis- heit unterschieden. Beim gewöhnlichen Bewusstsein, wie wir es täglich erleben, projiziert unser Ego seine eigenen Bilder, anstatt die Welt direkt, so wie sie ist, wahrzunehmen. Erst im Erleuchtungszustand werden die Dinge dann so gesehen, wie sie wirklich sind, ohne Bewertung oder Anhaftung. Der Dalai Lama spricht hier auch von getäuschter oder konventioneller Wahrnehmung vs. gültiger Wahrnehmung bzw. höherer Weisheit (2).

Unsere gewöhnliches Wahrnehmung funktioniert aus buddhistischer Sicht wie folgt:
Unser Augenbewusstsein nimmt Formen wahr, unser Hörsinn hört Laute, unser Geruchsinn erlebt Gerüche, der Geschmackssinn erlebt Geschmack und unser Tastsinn erfährt Körperempfindungen. Diese Wahrnehmung als solche ist frei von Konzepten. Dann kommt das sogenannte Geist-Bewusstsein ins Spiel. Es ist eine mentale Instanz, die die Eindrücke konzeptualisiert – also z.B die Sinneseindrücke als Baum erkennt bzw. etikettiert. Das Geist-Bewusstsein seinerseits ist geprägt von den Eindrücken, nicht nur dieses Lebens, sondern aller vorherigen Leben und deshalb nur zu einer getäuschten Wahrnehmung fähig.

Der buddhistische Meister Rangjung Dorje formulierte dies im 14 Jh. zusammenfassend folgendermaßen: „Zwar nimmt das Bewusstsein ein Objekt wahr, seine Besonderheiten werden jedoch von den geistigen Faktoren konstruiert (3).“ Der historische Buddha soll pointiert ge- sagt haben: „Es ist unser Geist, der die Welt erschafft.“ Nach dieser Sichtweise existiert also nichts unabhängig von unserer subjektiven Wahrnehmung, aus sich selber heraus. Subjekt (Beobachter) und Objekt (Beobachtungsgegenstand) sind nicht trennbar.

„Die Landkarte ist nicht das Gebiet“
Wie oben bereits erwähnt, gehen viele moderne Psychotherapieformen davon aus, dass unsere Wahrnehmung immer subjektiv ist. Exemplarisch hierfür ist das folgende Wahrnehmungsmodell aus dem NLP bzw. der Hypnose nach Erickson:Wie kommt es, dass Menschen auf die gleiche Außenwelt unterschiedlich reagieren? Einige Menschen haben z.B. Angst vor Gruppen zu reden. Andere können vor der gleiche Gruppe ganz entspannt reden. Oder: Zwei Personen, die den gleichen Hund sehen, reagieren völlig unterschiedlich auf ihn, weil die eine Person Hundeliebhaberin ist, während die andere Angst bekommt, weil sie schon einmal von einem Hund gebissen wurde. Die eine sieht einen treuen Hundeblick, während die andere gefährlich Zähne wahrnimmt. Hier kann man nicht sagen, der Hund macht der einen Person Angst. Der Hund ist nicht die Ursache der Angst, sondern die Weise, wie der Hund wahr- genommen wird, ist der Grund für die Angst. Ein anderes praktisches Beispiel sind Zeugenvernehmungen, bei denen jeder oft etwas anders gesehen oder gehört hat. Hier spielt dann zusätzlich noch die Tatsa- che eine Rolle, dass unser Gedächtnis eine so genannte kreativ-kon- struktive Fähigkeit besitzt, d.h. es verändert Erinnerungen und erfin- det hinzu, statt unverändert zu „archivieren“ (4).

Modellhaft lässt sich der Wahrnehmungsprozess wie folgt darstellen: Grafik “Subjektive Wahrnehmung”. Zunächst werden die äußeren Objekte – wenn sie eine bestimmte neurologische Schwelle über- schreiten, also z.B. laut genug sind - selektiv mit den Sinnen wahrgenommen (Filter #1). Hier spielen außerdem unterschiedliche Präferenzen für die verschiedenen Sinneskanäle, als auch Tilgungen und Verzerrungen (z.B. optische Täuschungen) eine Rolle. Da wir nicht wahrnehmen können, ohne zu bewerten oder Gefühle zu entwickeln, erfolgt im nächsten Schritt eine subjektive Bewertung der Sinneseindrücke (Filter # 2). Die Filterung auf dieser Ebene #2 ist ein psychologischer Prozess, der u.a. von unserer Persönlichkeit, unseren Prägungen, Erfahrungen, Werten und Glaubenssystemen, aber auch unserer Tagesform abhängig ist. Diese zweite Filterebene beeinflusst außerdem die erste Filterebene: Sind wir z.B. im Stress, so werden wir häufiger etwas tilgen (übersehen) und unsere Prägungen und Erfahrungen beeinflussen unsere Verzerrungen oder unsere Fokussierungen.

Aus diesem Wahrnehmungsprozess ergibt sich dann unsere subjektive, interne Repräsentation (das, was wir für die Wirklichkeit halten), auf die wir dann mit Gefühlen und Handlungen reagieren. Was dies bedeutet, hat vor sehr langer Zeit schon Marc Aurel sehr treffend formuliert: „Das Glück Deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“
Und Paul Watzlawick schreibt dazu: „Aus der Idee des Konstruktivismus ergeben sich zwei Konsequenzen: Erstens die Toleranz für die Wirklichkeit anderer - denn dann haben die Wirklichkeiten anderer genauso viel Berechtigung, wie meine eigene. Zweitens ein Gefühl der absoluten Verantwortlichkeit. Denn wenn ich glaube, dass ich meine eigene Wirklichkeit herstelle, bin ich für diese Wirklichkeit verantwortlich.“ (5)

„Unser Gehirn bestimmt, wie uns die Welt erscheint.“ (6)
Die Erkenntnisse der modernen Hirnforschung unterstützen die buddhistische und die konstruktivistische Sicht. So sagte z.B. der Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung Wolf Singer in einem Interview: „Wahrnehmung ist stets ein aktiver Prozess, keineswegs bloßes Aufnehmen von Sinneseindrücken. Unsere Wahrnehmungssysteme sind in hohem Maße interpretativ.“ (7)

Unser Gehirn wird ständig von sehr großen Datenmenge geflutet, vieles davon ist sinnlos, anderes widersprüchlich. Aus dieser Flut von Sinneseindrücken setzt unser Gehirn eine und manchmal mehrere mögliche Repräsentationen der Wirklichkeit zusammen. Es ist die Aufgabe des Hippocampus, aus der Fülle möglicher Deutungen die plausibelste auszuwählen. Was allzu ungewöhnlich scheint, wird verworfen. Frei nachdem Motto von Christian Morgenstern: „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf"'. (8)
Im Alltag ermöglicht uns diese Fähigkeit z.B. auch dann sinnvolle Sätze zu lesen, wenn ein Text lückenhaft ist – „W e k mmt es, dass s e di sen S tz l sen kön n?“ Wir lesen hier nicht das, was hier steht, sondern verzerren bzw. interpretieren diesen Satz automatisch so, wie es sinnhaft zu sein scheint.

In die gleiche Kategorie gehört der folgende Satz, der vor einiger Zeit seine Runde durch die Presse machte: "Nach eienr Stidue der Uinverstiaet Cmabridge ist es eagl, in wlehcer Reiehnfogle die Bchustebaen in Woeretrn vokrmomen". Fast jeder kann den Satz flüssig lesen, obwohl die Buchstabenreihenfolge in den Wörtern vertauscht ist (9).

Optische Wahrnehmung ist nie objektiv, sie ist ein interaktiver Prozess, den Al Seckel (10) folgendermaßen beschreibt:„Lichtwellen gelangen in die Augen und dringen in die fotorezeptiven Zellen der Netzhaut ein. Die Bilder, die so auf Ihrer Netzhaut entstehen, seien diese nun zwei- oder dreidimensional, werden zu flachen Darstellungen auf einer gewölbten Oberfläche. Diese bewirken eine natürliche Doppeldeutigkeit der Bilder, die auf Ihre Netzhaut gelangen... [Diese müssen also interpretiert werden.] Genau das tut Ihr Gehirn: Es interpretiert! .... Visuelle Wahrnehmung ist ... ein Prozess, der Mehrdeutigkeiten ausschließt.“ Dabei kommt es zu Illusionen, wenn das Bild, das wir sehen, z.B. nicht genügend Informationen besitzt, um Mehrdeutigkeit auszuschließen.

Ein anderes interessantes Wahrnehmungsphänomen ist die so genannte "Change Blindness", also Veränderungsblindheit. In realen Alltagsszenen übersehen Menschen oft selbst sehr deutliche Veränderungen. Ein eindrucksvolles experimentelles Beispiel: Ein Mann fragt einen Passanten nach dem Weg. Während der Passant ihm den Weg erklärt, wird zwischen den beiden eine große Tür vorbei getragen. Der Mann, ein „Komplize“ des Versuchsleiters, versteckt sich währenddessen hinter der Tür und wird gegen einen anderen Mann ausgetauscht - ohne dass der Passant etwas davon merkt. Ihm entgeht der Wechsel vollkommen. (12)

Abschließend noch zwei Wahrnehmungsphänome auf anderen Sinneskanälen. Menschen, die den ganzen Tag auf einem Segelboot verbracht haben und dann wieder an Land gehen, spüren deutlich, dass der feste Boden unter ihren Füßen schwankt. Und kürzlich zeigten Wissenschaftler, dass auch die Geschmackswahrnehmung subjektiv gefärbt ist. Ob Menschen einen sehr bitteren Geschmack auch tatsächlich als solchen wahrnehmen, hängt von ihrer Erwartungshaltung ab. Nicht nur die subjektive Intensitätseinschätzung, sondern auch die Aktivität in Teilen des primären Geschmackscortex veränderte sich entsprechend. (13)
All diese Wahrnehmungsphänomene zeigen eindrucksvoll, dass unsere Wahrnehmung ein Konstrukt unseres Gehirns ist.
Originalquelle des Artikels: http://www.psychophysik.com/html/re043-maren-franz.html .

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"Nichts ist gut noch schlecht, nur Dein Denken macht es dazu! " (Shakespeare: Hamlet)

"Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung." Saint-Exupéry, Antoine de

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